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Aktien bei Verlust halten oder verkaufen

Es ist die Frage aller Fragen. Sollte ich Aktien verkaufen, halten oder sogar nachkaufen, wenn sie sich nicht so entwickelt haben, wir ich mir das vorgestellt habe. Eine allgemeingültige Antwort gibt es auf diese Frage natürlich nicht, du kannst dir die Entscheidung aber mit ein paar Überlegungen zumindest leichter machen.

Wie viel muss meine Aktie nach Verlusten aufholen

Ich persönlich bin eigentlich ein Fan der Buy and Hold Strategie. Schwächephasen mit Verlusten sitze ich einfach aus. Auch dann, wenn meine Investments ins Minus rutschen. Wichtig ist, dass ich dabei nicht blind auf Besserung hoffe. Es muss einem auch klar sein, dass der Weg von einem Verlust zurück in die Gewinnzone ein weiter ist. Folgende Tabelle soll dies veranschaulichen:

Abbildung 1: Kompensation von Aktienverlusten

Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass es an der Börse meist schneller bergab als bergauf geht. Der Weg rauf ist ein ziemlich langer.
Nach einem 30-prozentigen Verlust beispielsweise muss dein Investment fast 43% dazugewinnen, damit du wieder bei deinem Kaufpreis angelangt bist. Der Effekt wird größer, je mehr deine Aktie verliert.
Bevor du dich dazu entschließt eine Aktie auch nach Kursverlusten zu halten musst du dich also fragen, ob du der Aktie ein solches Aufholpotential zutraust.

Willst du mit deiner Aktie zurück in die Gewinnzone wird der Weg tatsächlich noch weiter:

Abbildung 2: Der Weg vom Aktienverlust zu 10% Gewinn

Nach 30% Kursverlust müsste deine Aktie bereits 57% zulegen, damit du nur 10% im Plus bist. 57% Kursgewinn ist natürlich eine Hausnummer die in akzeptabler Zeit nur wenigen Aktien überhaupt zuzutrauen ist.

Aber natürlich gibt es noch andere Dinge zu beachten, bevor du dich entscheidest, was du mit deinen verlustreichen Aktien tun solltest.

Welche Fragen sollte ich mir noch stellen

Ich überprüfe mein Depot regelmäßig auf diejenigen Aktien, die im Minus sind oder sich schlechter entwickeln, als der Durchschnitt. Bevor ich eine Entscheidung treffe, wie mit diesen Investments zu verfahren ist, stelle ich mir ein paar Fragen, die mich in die richtige Richtung führen sollen:

  • Wieso kam es zu einem Kursverlust
    • Hat das Unternehmen schlechte Quartalszahlen veröffentlicht, leidet die Aktie einfach nur unter Gewinnmitnahmen, kam es aufgrund einer Überbewertung zur Korrektur, oder kam es gar zu einem Bilanzskandal. All diese Punkte können dafür sorgen, dass der Kurs einer Aktie sinkt. Doch nicht bei allen diesen Gründen ist direkt ein Verkauf der Aktie notwendig. Daran schließt sich der nächste Punkt an.
  • Traue ich der Aktie einen Turnaround zu
    • Dies ist die entscheidende Frage. Bist du nach wie vor von dem Geschäftsmodell des Unternehmens überzeugt, handelt es sich aus deiner Sicht nur um eine kurzfristige Kursschwäche, dann solltest du deine Aktien behalten.
      Ist das Geschäftsmodell nachhaltig beschädigt, oder der Ruf des Unternehmens irreparabel zerstört und ist eine Korrektur des Kurses daher unwahrscheinlich, solltest du dich von der Aktie trennen.
  • Wenn ich weiter an meine Aktie glaube, wieso dann nicht nachkaufen
    • Du hast oben in den Tabellen gesehen wie viel Prozent deine Aktie gutmachen muss, um wieder zur Ausgangslage zurückzukehren. Wenn du der Meinung bist, dass dein Investment dies schafft, solltest du über einen Nachkauf nachdenken. Zum einen um den Einstandskurs zu senken. Zum anderen, weil du vom jetzigen Niveau scheinbar viel Potential für Kursgewinne siehst.
  • Gibt es bessere Alternativen:
    • Hast du andere Aktien auf deiner Watchlist, denen du mehr zutraust, solltest du über einen Verkauf und eine Umschichtung nachdenken.
  • Wie entwickelt sich der Gesamtmarkt
    • Haben wir gerade eine Korrektur am Gesamtmarkt, oder gar einen Börsencrash, kommen natürlich noch ganz andere Faktoren zu deiner Beurteilung hinzu. Hier liest du, wie du in diesen Fällen vorgehen solltest.
  • Denk an die Verlustverrechnung
    • Er sollte zwar nicht am Anfang deiner Überlegungen stehen, aber auch die Steuern sollten nicht komplett ignoriert werden. Hast du deinen Pauschbetrag bereits ausgeschöpft und möchtest in diesem Jahr weitere Gewinne realisieren, kannst du mit dem Verkauf von Verlusten natürlich die entsprechende Abgeltungssteuer sparen.

Fehler eingestehen und aus ihnen lernen

Wichtig bei deinen Überlegungen muss immer sein, deine Emotionen und deinen Stolz aus dem Spiel zu lassen. Jeder macht Fehler. Wahrscheinlich gibt es auf der ganzen Welt keinen Investor, der nicht die ein oder andere Aktie mit Verlust verkaufen musste. Das gehört einfach dazu. Aus den Verlusten zu lernen macht dich zu einem besseren Investor.
Ich beispielsweise werde nach meinem Wirecard Verlust mein Leben lang keine Aktie mehr anfassen, die in irgendeiner Weise mit Korruption oder Manipulation in Verbindung gebracht wird. Dies gehört inzwischen zu meinen “Muss-Kriterien” bevor ich mich für eine Aktie entscheide. Ich habe einmal Lehrgeld gezahlt, profitiere dafür aber den Rest meines Lebens von dieser Erfahrung und spare damit wahrscheinlich viel Geld und Ärger.

Fazit

  • Der Weg einer Aktie einen Verlust aufzuholen ist lang.
  • Glaubst du weiterhin an das Geschäftsmodell und an das Aufholpotential, solltest du die Aktien bei Verlusten trotzdem halten und gegebenenfalls nachkaufen.
  • Stecken nachhaltigere Gründe hinter dem Kursverlust und traust du der Aktie den langen Weg zur Kompensation der Verluste nicht zu, solltest du über einen Verkauf nachdenken.
  • Gesteh dir deine Fehler ein und lerne aus ihnen. Angeschlagene Unternehmen zu lange zu halten kann dich mehr Geld kosten, als rechtzeitig die Reißleine zu ziehen. Sei dir bewusst, wie viel eine Aktie aufholen muss, um den Verlust auszugleichen.
  • Lerne aus deinen Fehlern. Jeder hat Verluste im Depot. Erfolgreich wirst und bleibst du nur, wenn du aus deinen Verlusten die richtigen Schlüsse ziehst.

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